Smartphone-Sicherheit: Biometrische Daten
Ein Balanceakt zwischen Komfort und Sicherheit.
Ein Balanceakt zwischen Komfort und Sicherheit.
Gesichtserkennung und Fingerabdruck-Authentifizierung bescheren uns einen gewissen Komfort bei der Nutzung unserer Smartphones, aber auch anderer Devices. Sich eine Vielzahl von Passwörtern zu merken, gehört der Vergangenheit an, ersetzt durch die einzigartigen biologischen Merkmale, die wir in uns tragen. Es ist unbestreitbar verlockend – aber ist es wirklich das Sicherheits-El Dorado, das wir uns vorstellen?
Wir versuchen die Komplexität biometrischer Sicherheit zu enträtseln – gleichzeitig wollen wir allerdings auch nicht allzu technisch werden. Wir beleuchten die potenziellen Schwachstellen dieser Technologien und erkunden Wege, wie wir uns trotzdem effektiv schützen können.
Mit einer Definition des Begriffs „biometrische Daten“ möchten wir starten. Während die meisten von uns mit Gesichtserkennung und Fingerabdruckscans vertraut sind, kann eine überraschend vielfältige Auswahl unserer körperlichen Eigenschaften als Identifikationsmerkmale dienen. Denken Sie an Iris-Muster, die einzigartige Geometrie unserer Hände, unsere Stimmen, sogar unsere DNA – jedes einzelne Merkmal birgt das Potenzial, ein biometrischer Identifikator zu sein. Im Wesentlichen fällt jedes physische Merkmal, das eine Person eindeutig identifizieren kann, darunter.
Die Verwendung von Biometrie zur Identifizierung ist kein neues Konzept. Alte Zivilisationen verließen sich auf Gesichtszüge, um Freund von Feind zu unterscheiden. Das digitale Zeitalter hat jedoch die Anwendungsmöglichkeiten der Biometrie exponentiell erweitert. Vom Entsperren unserer persönlichen Geräte über den Zugriff auf Finanzkonten bis hin zum Einsteigen in Flugzeuge sind unsere biologischen Signaturen zu den Schlüsseln für die Navigation in der digitalen Welt geworden.
Dies bringt uns zu der entscheidenden Frage: Wie sicher ist diese Methode der Authentifizierung? Eine Person interagiert bis zu 60-80 Mal am Tag mit Gesichts- oder Fingerabdruckerkennungssystemen – eine Zahl, die voraussichtlich weiter steigen wird, da die Smartphone-Nutzung weiter zunimmt und diese Methoden zukünftig noch häufiger eingesetzt werden. Wie immer ist keine Sicherheitsmaßnahme absolut narrensicher. Die digitale Welt ist ein ständiges Wettrüsten, in dem Hacker unaufhörlich nach Wegen suchen, um auch biometrische Sicherheitsvorkehrungen zu umgehen. Hochentwickelte 3D-Masken können die Gesichtserkennung täuschen, während Fingerabdrücke mit verschiedenen Materialien repliziert werden können, was uns daran erinnert, dass Biometrie trotz ihrer Anziehungskraft nicht unfehlbar ist – immerhin ist für die Umgehung der biometrischen Methoden meist immer ein gewisser Aufwand notwendig.
Wie sicher die Methoden letztendlich sind, hängt jedoch auch von dem Gerät ab, auf dem sie implementiert wurden. Sobald allerdings diesbezüglich Sicherheitslücken bekannt werden, reagieren die Hersteller meist recht zügig, da es sich um einen sehr sensiblen Bereich handelt.
Wie können sich also Einzelpersonen schützen? Der erste Schritt besteht darin, die Grenzen der Biometrie zu verstehen und sich nicht allein auf sie als einzige Authentifizierungsmethode zu verlassen. Ein Multi-Faktor-Ansatz, der Biometrie mit traditionellen Methoden wie Passwörtern oder PINs kombiniert, wäre wünschenswert. Dies wird von den Smartphone-Herstellern bereits umgesetzt, indem Sie zumindest nach dem Einschalten meist zusätzlich nach dem PIN fragen und nicht nur den Fingerabdruck verwenden. Allerdings besteht hier noch viel Nachbesserungsbedarf, da die einfache PIN meist als vollwertiger Ersatz für die biometrische Identifikation herhalten kann – das dient dem Zweck, dass man auch auf das Smartphone zugreifen kann, wenn der Fingerabdruck einmal nicht funktionieren sollte, ist aber auf der anderen Seite natürlich ein Sicherheitsrisiko. In vielen Fällen geht hier Komfort noch vor Sicherheit.
Positiv zu erwähnen ist allerdings, dass besonders sensible Bereich wie Online-Banking-Apps oder auch Apps zu Identifizierung, wie z.B. die ID-Austria in den meisten Fällen den oben angesprochenen Multi-Faktor-Ansatz verfolgen. Auch muss in diesen Fällen erwähnt werden, dass die biometrischen Daten hier nicht bei den Dienstanbietern landen, sondern die biometrischen Daten immer auf dem verwendeten Gerät verbleiben.
Unternehmen, insbesondere die Smartphone-Hersteller, müssen aber weiterhin strenge Protokolle für die sichere Speicherung und Verschlüsselung biometrischer Daten implementieren, um ihren Schutz vor unberechtigtem Zugriff zu gewährleisten. Regelmäßige Geräte-Updates und die Auswahl seriöser Hersteller für biometrische Geräte sind von entscheidender Bedeutung.
Darüber hinaus müssen wir Vorsicht walten lassen, wenn wir unsere Daten mit Apps oder Diensten von Drittanbietern teilen, da deren Sicherheitspraktiken oft nicht den gängigen Standards entsprechen. Eine Regulierung auf möglichst breiter Basis scheint hier angemessen, damit verbindliche Mindeststandards festgelegt werden können.
Letztendlich liegt das wichtigste Element in der individuellen Verantwortung und dem Bewusstsein. Wir müssen uns aktiv damit auseinandersetzen, wie unsere biometrischen Daten verwendet werden, und von Unternehmen, die diese sensiblen Informationen nutzen, Transparenz verlangen. Dazu gehört, dass wir die Geschäftsbedingungen sorgfältig prüfen, wenn wir Dienste nutzen, die eine biometrische Identifizierung erfordern, und dass wir über potenzielle Datenschutzverletzungen oder Updates informiert bleiben. Nicht zuletzt sollten wir auch die Updates, welche uns das Smartphone vorschlägt, durchführen, um am letzten (Sicherheits-)Stand zu bleiben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Biometrie durchaus einen innovativen Ansatz zur Identifizierung bietet, jedoch nicht ohne Schwachstellen ist. Mit der Weiterentwicklung der Technologie werden sich auch die Methoden derjenigen weiterentwickeln, die sie ausnutzen wollen. Durch individuelles Bewusstsein, proaktive Maßnahmen von Unternehmen und eine staatliche Regulierung können wir jedoch dazu beitragen, dass unsere einzigartigen biologischen Merkmale sicher und geschützt bleiben. Wenn Sie das nächste Mal Ihr Gerät mit einem Blick oder einer Berührung entsperren, denken Sie daran – der Schlüssel zur digitalen Sicherheit liegt nicht nur in unseren Händen, sondern auch in unserem Verständnis und unserer Wachsamkeit.
Dieser Artikel ist Teil unserer Serie über Smartphone-Sicherheit – lesen Sie auch die anderen Artikel der Serie, falls Sie diese verpasst haben:
Smartphone-Sicherheit – Teil 1: Was tun, wenn das Smartphone verloren geht?
Smartphone-Sicherheit – Teil 2: Grundlegende Schritte zum Schutz Ihrer Daten
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